Biofeedback und bessere Vorsorge mit CGM bei Patienten mit Typ-2-Diabetes

Eine gute Blutzuckereinstellung ist essenziell, um Komplikationen wie Hyper- oder Hypoglykämie bei Diabetes mellitus zu vermeiden.

TIR: Je länger, desto besser

Ein wichtiger Parameter im Zusammenhang mit Langzeitnebenwirkungen ist die TIR (Time in Range): Der Blutzucker sollte möglichst mehr als 70% der Zeit bei 70–180 mg/dl liegen. Je seltener dieser Zielwert über- oder unterschritten wird, umso besser, denn eine hohe TIR ist mit einem geringeren Risiko für Langzeitkomplikationen wie etwa Gefäß-, Nieren- und Augenschäden verbunden.

Doch wie lässt sich die TIR steigern? Studien zufolge kann CGM hier helfen. So weisen Forschungsdaten darauf hin, dass mithilfe des CGM-Systems FreeStyle Libre bei Personen mit DMT2 bereits nach wenigen Tagen eine Erhöhung der TIR und eine Senkung des Glukosespiegels erreicht werden kann.

Darüber hinaus lässt sich durch CGM die Gefahr für akute diabetesbedingte Komplikationen (z.B. Hospitalisierung aufgrund von Ketoazidose oder Hypoglykämie) bei DMT2 signifikant mindern; Studienergebnisse kbelegen, dass bei Personen, die nur mit Basalinsulin eingestellt sind, das Risiko für eine entsprechende Krankenhauseinweisung durch die Verwendung von CGM deutlich sinkt.

CGM: Optimierung des HbA1c bei Diabetes Typ 2

Neben der TIR kann durch CGM bei Diabetiker auch der HbA1c optimiert werden, wie verschiedene Forschungsdaten verdeutlichen. So wurde z.B. nachgewiesen, dass die Anwendung des CGM-Systems FreeStyle Libre ≥ 3–6 Monate bei Menschen mit Diabetes Typ 2 unter BOT zu einer signifikanten Senkung des HbA1c führt.

Biofeedback und CGM

Die Verbesserung von HbA1c und TIR durch den Einsatz von CGM ist aber nicht nur auf die bessere Kontrolle der Nüchternglukosewerte und des nächtlichen Blutzuckerverlaufs zurückzuführen, sondern ebenso auf das Biofeedback, das den Betroffenen die Auswirkungen des täglichen Lebens auf den Glukosespiegel deutlich vor Augen führt. Denn durch die Visualisierung der persönlichen Glukosekurven werden individuelle Therapiemodifikationen wie zum Beispiel Lebensstiländerungen möglich.

Wie unterstützt CGM die Motivation für Lebensstilinterventionen?

Ein Vorteil des CGM bei Diabetes Typ 2 ist das bessere Verständnis für den individuellen Glukoseverlaufs und damit die erwünschte und wahrscheinlichere Anpassung von Ernährung und körperlicher Aktivität. Da beispielsweise Menschen trotz gleicher Kost einen unterschiedlichen postprandialen Glukosewert und Insulinbedarf aufweisen, kann CGM dabei helfen, diese Muster zu erkennen und die Ernährung sowie therapeutische Maßnahmen individuell abzustimmen. Ähnliches gilt für die körperliche Aktivität. Obwohl die allgemeine Empfehlung "10.000 Schritte am Tag" lautet, kann das sportliche Ziel mittels Biofeedback individualisiert und an das für die jeweilige Person Sinnvolle und Machbare ausgerichtet werden.

Verbesserung der Therapie durch CGM

Aber nicht nur der Lebensstil kann durch CGM optimiert werden, auch das Therapieschema kann durch den Zugewinn an Daten aus dem Messsystem bei Personen mit DMT2 an die individuelle Stoffwechsellage angepasst werden, wie die Ergebnisse einer Studie zeigen konnten: Nach der Initialisierung von FreeStyle Libre bei Menschen mit DMT2 musste das Therapieregime im weiteren Verlauf teilweise modifiziert werden. U.a. verdoppelte sich der Anzahl der Personen, die keinerlei medikamentöse Behandlung mehr benötigen.

CGM bei DMT2 auch ohne intensivierte Insulintherapie: Wo liegen die Chancen?

Gemäß dem Gemeinsamen Bundesausschuss ist ein CGM-System bei allen Diabetespatient:innen mit intensivierter Insulintherapie sinnvoll.* Die derzeit verfügbaren Studien lassen aber den Schluss zu, dass die Evidenz für einen Nutzen von CGM bei Diabetes Typ 2 unabhängig vom Therapieregime vorliegt, so beispielsweise für den Einsatz von CGM bei Personen mit Diabetes Typ 2 unter BOT: Sowohl randomisierte kontrollierte Studien als auch Real-World-Daten bestätigen den Vorteil von CGM für die Betroffenen hinsichtlich der Senkung des HbA1c, der Erhöhung der TIR und der Reduktion der Zeit unterhalb der Glukoseszielbereichs. Auch Personen, bei denen bisher nur orale Antidiabetika oder Lifestyle-Management zur Kontrolle des DMT2 zum Einsatz kam, können von CGM profitieren. So kann CGM z.B. zur Unterstützung von Bewegungsprogrammen eingesetzt werden, wie anhand einer Fallvorstellung demonstriert wurde.

Fazit

Die kontinuierliche Glukosemessung erweist sich sowohl für die Patient:innen als auch für die Behandlungsteams als vorteilhaft. Für Menschen mit Diabetes Typ 2 ermöglicht CGM eine Reduktion diabetesassoziierter Komplikationen und ein besseres Verstehen des Glukoseverlaufs im Alltag; durch Biofeedback wird zur Optimierung des Lebensstils motiviert. Gleichzeitig eröffnet CGM den Behandelnden neue Möglichkeiten im Therapiemonitoring, z.B. durch den Einsatz von LibreView, und ermöglicht datengestützte individuelle Therapieentscheidungen. Ein stadienadaptierter Einsatz von CGM könnte bei Diabetes Typ 2 unabhängig von der Therapieform das Diabetesmanagement und die Lebensqualität verbessern und helfen, Hypo- und Hyperglykämien zu vermeiden.

Haak, Thomas (Bad Mergentheim); Kröger, Jens (Hamburg); Seufert, Jochen (Freiburg im Breisgau). Sitzung: Besser Vorsicht als Nachsicht – frühzeitiger CGM Einsatz für langfristigen Therapieerfolg?, Diabetes Herbsttagung der DDG 2023, Leipzig, 17.-18.11.2023.

*Pressemitteilung: Kontinuierliche Glukosemessung mit Real-Time-Messgeräten künftig GKV-Leistung für insulinpflichtige Diabetiker. Gemeinsamer Bundesausschuss. 2016. https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/623/ (aufgerufen am 23.11.23)

CGM bei Diabetes Typ 2: Vorteile durch Biofeedback und Prävention von Komplikationen

Der Einsatz von CGM bei Diabetes Typ 2 war Thema der Diabetes-Herbsttagung 2023. Gegenstand der Sitzung waren u.a. die Bedeutung des Messsystems für die Reduktion von Diabeteskomplikationen und die Rolle des Biofeedbacks.

Wissenswertes über CGM bei DMT2 auf einen Blick:

Wie kann CGM das Risiko für mögliche Diabetes-Folgeerkrankungen reduzieren?