Die Bedeutung der UACR-Messung für das renale Risiko

In der Beurteilung des renalen Risikos spielt nicht die eGFR-Werte, sondern auch die UACR-Werte eine entscheidende Rolle. Warum die UACR-Messung beim Management chronischer Nierenerkrankungen so wichtig für die Reduktion des kardiovaskulären Risikos ist.

Interview mit Dr. Jörg Simon

Warum die UACR-Messung bei CKD-Patienten so wichtig ist

Die Evaluation des renalen Risikos hat in der Nephrologie einen bedeutenden Wendepunkt erfahren, indem nicht nur die eGFR (glomeruläre Filtrationsrate) betrachtet wird, sondern auch die Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR) als entscheidender Indikator herangezogen wird. Dieser Paradigmenwechsel resultiert aus der Anerkennung der UACR als essenziellem Faktor für die Einschätzung von chronischen Nierenerkrankungen.

Die KDIGO hat die Klassifizierung chronischer Nierenerkrankungen in die Stadien G1 bis G5 eingeführt und berücksichtigt die Albuminausscheidung im Urin stärker. Der Schwellenwert von 30 Milligramm Albumin pro Gramm Kreatinin wurde festgelegt, um für Hochrisikopatienten frühzeitig präventive Maßnahmen einleiten zu können.

Diagnostische und therapeutische Schritte in der Hausarztpraxis

Die Hausarztpraxis übernimmt eine entscheidende Rolle bei der frühzeitigen Diagnose und dem Management chronischer Nierenerkrankungen. Die regelmäßige UACR-Überprüfung, insbesondere bei Typ-2-Diabetikern, ermöglicht das frühzeitige Erkennen erhöhter Eiweißausscheidungen im Urin. Gemäß den Leitlinien müssen bei einem UACR-Wert über 30 Milligramm pro Gramm Kreatinin umgehend präventive Maßnahmen eingeleitet werden. Bisher hat aber nur ein geringer Prozentsatz von Hausarztpraxen die UACR-Messung als gängige Routineuntersuchung implementiert. Dies liegt nach Ansicht Simons an der mangelnden Information über die Aktualisierung der Leitlinien.

Empfehlungen und Behandlungspfade bei erhöhtem renalen Risiko

Die aktuellen Leitlinien betonen auch die Bedeutung von Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Gewichtsreduktion, Rauchstopp und Kontrolle erhöhter Lipide als erste Schritte bei der Behandlung von Diabetes-Patienten mit CKD-Risiko. Der Einsatz von ACE-Hemmern zur Blutdrucknormalisierung und die Reduktion der Eiweißausscheidung im Urin sind die nächsten therapeutischen Maßnahmen. Der Einsatz von SGLT2-Hemmern und Finerenon erfolgt erst, wenn die Grundmaßnahmen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Aktuelle Forschung und Zukunftsperspektiven

Während bei der Herzinsuffizienz-Therapie seit der Aktualisierung der ESC-Leitlinien der Ansatz "All in" empfohlen wird, also die nahezu gleichzeitige Verwendung verschiedener Wirkstoffgruppen, ist dieses Vorgehen im Rahmen der CKD-Therapie noch Gegenstand intensiver Diskussionen. Es gibt aktuelle Studien, die den Effekt einer umfassenden Therapie im Vergleich zur schrittweisen Einführung von Medikamenten untersuchen, jedoch sind definitive Ergebnisse noch ausstehend. Die medizinische Gemeinschaft arbeitet aber intensiv an solchen Studien, um die Wirksamkeit eines umfassenden und frühzeitigen Therapieansatzes bei chronischen Nierenerkrankungen zu ermitteln. Das Ziel ist es, Patienten möglicherweise für viele Jahre vor Dialyse zu bewahren und dadurch die Lebensqualität signifikant zu verbessern.

Insgesamt stellt die UACR-Messung einen bedeutenden Fortschritt in der Diagnostik und Behandlung von chronischen Nierenerkrankungen dar. Die Integration dieses Tests in den Routinebetrieb von Hausarztpraxen ist von enormer Bedeutung, um frühzeitige Interventionen zu ermöglichen.
 

Diabetes Herbsttagung 2023: Appetit auf Gesundheit

Die Diabetes Herbsttagung findet vom 17. bis zum 18. November in Leipzig statt und legt den Fokus auf die Verbindung zwischen Diabetes und Ernährung. Die Veranstalter Deutsche Diabetes Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin stellen mit ihrem Programm die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise in den Mittelpunkt. esanum berichtet von der DDG Herbsttagung. Hier finden Sie die aktuelle Berichterstattung.