Resilienz und chronische Erkrankungen

Resilienz ist für Menschen, die mit schwierigen Situationen, Stressoren und chronischen Erkrankungen konfrontiert sind, von großer Bedeutung. Was es braucht, um die psychische Widerstandskraft aktiv zu fördern.

Interview mit Dr. Isabella Helmreich

Soziale Unterstützung und kognitive Flexibilität

Eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Resilienz von chronisch Kranken spielt die soziale Unterstützung. Sie kann von Freunden, Familie oder professionellen Netzwerken kommen. Ein solides Unterstützungsnetzwerk ermöglicht es den Betroffenen, kognitiv flexibel zu sein. Dies bedeutet, dass sie nicht in starren Denkmustern verharren, sondern flexibel handeln können, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Ein positiver Blick auf die Welt und die Fähigkeit, Herausforderungen als Chancen zu sehen anstatt zu verzweifeln, sind ebenfalls wichtige Aspekte der Resilienz.

Angeboren oder erlernt? Die Dynamik der Resilienz

Früher wurde angenommen, dass Resilienz eine angeborene Eigenschaft sei, die man entweder habe oder nicht. Heute wissen wir jedoch, dass etwa 30 bis 50 Prozent der Resilienz genetisch bedingt sind, während der Großteil trainierbar und veränderbar ist. Resilienz ist ein dynamischer Prozess, der sich im Laufe des Lebens entwickelt. Schwierige Situationen erfordern das Erlernen neuer Strategien und den Einsatz neuer Ressourcen, um die psychische Widerstandsfähigkeit wiederherzustellen. Chronisch Kranke trainieren ihre Resilienz kontinuierlich, da eine chronische Erkrankung an sich bereits eine herausfordernde Situation darstellt. Resilienz ist also ein fortlaufender Prozess und kein statischer Zustand.

Individuelle Anfälligkeit und Stärkung der Resilienz

Gibt es eine spezifische Gruppe von chronisch Kranken, die besonders anfällig für Stress sind? Bei allen chronisch Kranken ist es so, dass sie mit vielen Stressoren konfrontiert sind und daher stets bemüht sein müssen, ihre psychische Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies sehr individuell ist. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bewältigungsstrategien und externe Ressourcen, auf die er zugreifen kann. Es gibt spezielle Techniken und Methoden, mit denen die Resilienz gestärkt werden kann. Es ist von großer Bedeutung, sich der eigenen Stressoren bewusst zu werden und entweder an ihnen zu arbeiten oder die innere Haltung zu verändern. Professionelle Unterstützung kann hierbei eine wertvolle Hilfe sein.

Resilienztraining: Die Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit im Fokus

Resilienztrainings bieten verschiedene Ansätze, um die psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken. Ein typisches Training erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs Wochen und stellt jede Woche verschiedene Resilienzfaktoren vor, an denen aktiv gearbeitet werden kann. Zu Beginn des Trainings werden individuelle Stressoren ermittelt und Ziele definiert. In den folgenden Wochen werden Informationen zu den einzelnen Resilienzfaktoren vermittelt, und zwischen den Trainingssitzungen wird ausprobiert, wie diese Faktoren in den Alltag integriert werden können.

Die Rolle von Ärzten bei der Unterstützung der Resilienz

Ärzte und Ärztinnen können eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Resilienz von Patientinnen und Patienten spielen. Durch ein offenes Gespräch und eine empathische Haltung kann bereits eine bedeutende soziale Unterstützung geleistet werden. Es ist von großer Bedeutung, Patienten ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören, um ihre aktuellen Probleme zu verstehen. Darüber hinaus können Ärzte ihnen professionelle Unterstützung anbieten, um besser mit ihrer Erkrankung umzugehen und weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. Ein grundlegendes Verständnis von Resilienz ist hierbei für Ärzte wünschenswert, um den Patienten angemessene Unterstützung bieten zu können.

Weitere Highlights vom DDG 2023 finden Sie in unserer Kongressberichterstattung.