Resilienz und psychische Erkrankungen

Die erfolgreiche Bewältigung von Diabetes erfordert nicht nur medizinische Maßnahmen, sondern auch psychische Stärke und Resilienz seitens der Betroffenen. Wie beeinflussen psychische Störungen das Diabetesmanagement?

Interview mit Prof. Bernhard Kulzer zur Resilienz

Psychische Störungen bei Diabetes

Psychische Störungen beeinflussen das Diabetesmanagement maßgeblich. Das Erkennen und Behandeln dieser Störungen kann demnach negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf verhindern. Behandelnde Ärzte sollten mögliche Probleme ansprechen, die den Betroffenen so viel Energie rauben, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich angemessen um ihren Diabetes zu kümmern. Personen mit guter psychischer Gesundheit haben in der Regel bessere Voraussetzungen, um mit ihrer Erkrankung umzugehen und langfristig gute Blutzuckerwerte zu erreichen.

Resilienz und ihr Einfluss auf den Umgang mit Diabetes

Die Resilienz, also die Fähigkeit, Krisen und belastende Situationen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen, spielt beim Diabetes eine bedeutende Rolle. Menschen mit ähnlichen Anforderungen reagieren unterschiedlich auf die Herausforderungen. Einige Menschen sehen den Diabetes als große Belastung, sind überfordert und entwickeln möglicherweise sogar suizidale Gedanken. Andere hingegen gewinnen aus dieser Erfahrung Stärke und sehen den Diabetes als etwas, das sie bewältigen können. Dies hat Auswirkungen auf ihr allgemeines Lebensgefühl und ihre Fähigkeit, auch mit anderen Lebensproblemen umzugehen.

Einflussfaktoren auf die Resilienz

Ein wichtiger Faktor in der Resilienzforschung ist die Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den Diabetes zu managen. Auch das Vorhandensein von sozialer Unterstützung, das Vorhandensein von Rollenvorbildern und ein gewisser Optimismus spielen eine Rolle bei der Resilienz. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit höherer Resilienz besser mit Stress umgehen können und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes haben. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Unterstützung der Eltern bei der Bewältigung des Typ-1-Diabetes eine positive Wirkung auf die Resilienz haben.

Förderung der Resilienz bei Diabetespatienten

Die Resilienz von Diabetespatienten lässt sich durch Schulungen und Trainings gezielt fördern. Elterntrainings zum Beispiel können Eltern anleiten, ihre Kinder zu unterstützen und gleichzeitig genügend Freiraum zu geben. Sie vermitteln Eltern das Wissen und die Fähigkeiten, ihre Kinder positiv als Rollenvorbilder zu unterstützen und ihnen beizubringen, Konflikte zu lösen. Durch die Entwicklung von Problemlösefähigkeiten können die Kinder gestärkt durch das Leben gehen und lassen sich von ihrer Krankheit nicht entmutigen.

Identifizierung von Patienten mit Resilienzbedarf in der Praxis

Kulzer empfiehlt zwei kurze Fragebögen zur Lebensqualität und Belastung im Zusammenhang mit dem Diabetes. Durch die Beantwortung weniger Fragen können Patienten identifiziert werden, die besonders stark durch ihren Diabetes belastet sind. Eine solche Screening-Methode ermöglicht es Ärzten, Patienten mit einem dringenden Interventionsbedarf zu erkennen und besonders zu unterstützen.

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