IgA-Nephritis: was gibts Neues in 2024?
Die IgA-Nephritis wird nicht selten unterschätzt. Oftmals ist die optimale Einstellung der Patienten schwierig. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges getan im Bereich der Therapie der Nierenerkrankung. Was ist neu?
Die aktuellsten Ansätze zur IgA-Nephritis-Therapie
- Ziel ist immer das komplette Verschwinden einer Proteinurie.
- SGLT2-Inhibitoren sind wirksam und auch für die chronische Niereninsuffizienz zugelassen.
- Enterales Budenosid ist aktuell lediglich anwendbar für Hochrisikopatienten, aber eine Erweiterung der Zulassung wird aufgrund der guten Outcomes erwartet.
- Sparsentan ist bereits in den USA erhältlich und wird auf dem deutschen Markt im Herbst 2024 erwartet.
Woher kommt die IgA-Nephropathie?
Die IgA-Nephropathie ist relativ häufig und wird oftmals unterschätzt. Viele Betroffene werden demnach auch nicht an Spezialisten überwiesen. Die genaue Pathogenese der Erkrankung ist bisher unbekannt bzw. nicht abschließend geklärt. Eine aktuelle Annahme geht davon aus, dass aus dem Darm stammende IgA-Komplexe ins Blut gelangen und sich dann im Nierengewebe ablagern. Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren kommt es dann zu einer Nephropathie und entsprechenden Symptomen, beispielsweise einer Proteinurie.
Eine Reduktion der Proteinurie ist doch gut, oder?
Die Behandlung der Erkrankung ist oftmals vielschichtig und komplex. Nicht selten wird eine Reduktion der Proteinurie angestrebt und sich dann bei Erreichen dieses Therapieziels zufrieden gegeben. Doch dies ist ein Fehler, so Prof. Marcus Möller aus Aachen auf dem DGIM. Das Ziel sollte immer die 0g-Proteinurie sein – also eine Normalisierung der Proteinausscheidung. Eine bestehende Albuminurie bedeutet, dass weiterhin eine Nierenschädigung besteht und fortschreitet.
Was sind die neuen Therapieansätze?
Eine Blutdrucksenkung und Reduktion der Proteinurie alleine sind häufig nicht zielführend. Es gibt für die IgA-Nephritis einige neue Behandlungspfade, die sowohl in Studien als auch der klinischen Anwendung zu guten Outcomes geführt haben:
- Die SGLT2-Inhibitoren Dapagliflozin und Empagliflozin sind zur Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz zugelassen. Ersteres kann bis zu einer eGFR von 20 ml/min verschrieben werden (von Spezialisten auch bei niedrigerer eGFR, dann allerdings off-label), während Letzteres dosisangepasst werden muss, wenn GFR-Veränderungen vorliegen.
- Die Gabe von enteralem Budenosid beruht auf der Hypothese, dass veränderte IgA-Komplexe aus dem Darm der Entwicklung der Nephropathie zugrunde liegen. Aktuell ist dieses Medikament nur für Hochrisikopatienten mit einer Proteinurie von über 1,5 g pro g Kreatinin zugelassen, jedoch wird eine Erweiterung hier aufgrund der guten Outcomes erwartet. Wichtig: den Behandlungszyklus von 9 Monaten unbedingt einhalten! Die angestrebten Effekte treten erst im Verlauf auf und ein zu frühes Absetzen ist kontraproduktiv. Aufgrund der hohen Kosten wird dieses Medikament aktuell häufig nur in Spezialambulanzen verordnet.
- Sparsentan ist ein Endothelin-Typ-A-Rezeptor-Antagonist, der mit einem RAAS-Inhibitor kombiniert wurde. In Studien konnte eine Reduktion der Proteinurie um bis zu 50 % erreicht werden. Das Medikament ist bereits in den USA zugelassen und wird im Herbst 2024 auf dem deutschen Markt erwartet. Es muss eindosiert werden und kann zu einer Überwässerung führen. Eine transiente Hyperkaliämie tritt in einigen Fällen auf. Negative Effekte auf den Blutdruck sind kaum bekannt.
Supportive Therapie ist weiterhin wichtig
Neben der Behandlung mit Arzneimitteln ist die nicht-medikamentöse Therapie weiterhin immens wichtig. So sollte ein systolischer Zielblutdruck von unter 120 mmHg angestrebt werden, soweit dies vom Patienten toleriert wird. Auch eine salzarme Ernährung und Normalisierung des Körpergewichts sowie körperliche Aktivität sind für Erkrankte wichtig und ratsam.
Neue Therapieoptionen
Für die Behandlung der IgA-Nephropathie stehen einige neue Therapieoptionen zur Verfügung. Eine Überweisung an eine Spezialambulanz kann für viele Erkrankte sinnvoll sein, insbesondere weil dann auch kostenintensive Medikamente verordnet werden können.
Auf keinen Fall sollte eine bestehende Proteinurie als Behandlungserfolg akzeptiert werden – das Ziel sollte immer eine 0g-Proteinurie sein.
- Möller, Marcus, Prof. Dr., Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Session: Glomerulonephritis 2023, Viele neue Konzepte bei der IgA-Nephritis – was ist praxisreif 2023?, 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 14.04.2024