Sport und JIA: Phasenangepasste Bewegung statt Sportverbot

Kinder mit juveniler idiopathischer Arthritis sollten trotz der rheumatischen Erkrankung in Bewegung bleiben. Phasenangepasste Aktivität, gezielte Beratung und flexible Schulsport-Lösungen ermöglichen sicheres Training und fördern die Gesundheit der Betroffenen.

Das Wichtigste auf einen Blick 

Individuelle Beratung: Eine Sportberatung erfasst den aktuellen Zustand des Kindes und erstellt einen maßgeschneiderten . Wünsche und Möglichkeiten werden berücksichtigt.

Für Kinder und Jugendliche gilt die WHO-Vorgabe von mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag – auch für junge Betroffene mit . Die Belastung sollte überwiegend moderat bis intensiv sein, ergänzt durch muskelkräftigende und ausdauerorientierte Übungen an mindestens drei Tagen pro Woche. Zusätzlich wird geraten, Sitz- und Bildschirmzeiten möglichst gering zu halten.

Auch wenn dieses Ideal nicht immer erreicht wird, sollte Kindern mit JIA vermittelt werden: Bewegung ist immer möglich und sinnvoll – angepasst an die jeweilige Krankheitsphase.

Risiken für Bewegungsarmut

Manche Faktoren erhöhen das Risiko für bei Kindern und Jugendlichen mit JIA. Dazu zählen weibliches Geschlecht, höheres Alter oder längere Krankheitsdauer. Auch funktionelle Einschränkungen und eine höhere Krankheitsaktivität können sich negativ auf die körperliche Aktivität auswirken. Hinzu kommt mangelndes Interesse der Eltern am Sport.

Ein weiteres Problem: Bei akuten Krankheitsschüben führen die Unsicherheiten von Ärzten, Eltern und Lehrern oft zu vorschnellen Sportverboten. Doch eine vollständige Schonung hat Nachteile: Ohne sinkt die Fitness schnell. Soweit es der Gesundheitszustand zulässt, sollte daher auch in Schubphasen leichte Aktivität stattfinden, um Konditionsverlusten vorzubeugen.

Phasenmodell: Bewegung je nach Krankheitsaktivität

Statt auf Sport gänzlich zu verzichten, empfiehlt sich eine an die jeweilige Krankheitsphase angepasste Aktivität:

Individuelle Sportberatung als Schlüssel

Um diese Empfehlungen praktisch umzusetzen, bietet eine Sportberatung wertvolle Unterstützung. Ein interdisziplinäres Team aus Arzt, Therapeut und Sportwissenschaftler erstellt gemeinsam mit dem Kind und den Eltern einen maßgeschneiderten Trainingsplan – unter Berücksichtigung der individuellen Möglichkeiten und Grenzen. Die Beratung verfolgt mehrere Ziele: rascher Wiedereinstieg in den Sport nach Schüben, Reduktion motorischer Defizite, Vermeidung von und die Minderung von Ängsten sowie die Steigerung der Motivation.

Dass Sportberatung sogar positive Effekte auf den Krankheitsverlauf haben kann, zeigte die BEWARE-Studie: JIA-Patienten mit Beratung erlitten innerhalb von sechs Monaten seltener einen neuen Schub als Patienten ohne Beratung (14 % vs. 24 %). 

Schulsport trotz JIA ermöglichen

Besonders wichtig ist es, Kindern und Jugendlichen mit JIA die Teilnahme am Schulsport zu ermöglichen – oft ist dies ihre einzige regelmäßige sportliche Aktivität. Dr. Hartmann plädiert dafür, während Krankheitsschüben individuelle Atteste auszustellen, anstatt die Kinder vollständig vom Sport zu befreien. In solchen Bescheinigungen sollte genau festgelegt werden, welche Bewegungen oder Belastungen erlaubt sind. Es gilt zu vermeiden, pauschal ganze Sportarten zu verbieten. Lehrkräfte kommen mit diesen konkreten Vorgaben gut zurecht, sodass viele Kinder mit JIA am Unterricht teilnehmen können.

Fazit: Mut zum Sport – mit der richtigen Dosierung

Laut Dr. Hartmann befindet sich die Betreuung von Kindern mit JIA beim Thema Sport insgesamt auf einem guten Weg. Dennoch besteht Handlungsbedarf: Vor allem die Ausdauerleistungsfähigkeit sollte gezielt verbessert werden; Risikogruppen für (z.B. Mädchen oder junge Betroffene mit längerer Krankheitsdauer) verdienen besondere Aufmerksamkeit.

Entscheidend bleibt die individuelle Sportberatung, um Sicherheit im Umgang mit Sport zu vermitteln und Ängste abzubauen. Wünsche, Möglichkeiten und Grenzen des Kindes müssen dabei stets berücksichtigt werden. Grundsätzlich ist Sport erwünscht und erlaubt – entscheidend ist die richtige Dosis in Abhängigkeit vom Beschwerdebild.

Quelle:
  1. Hartmann, Matthias (Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen). Vortrag: Sport und Rheuma bei JIA. Sitzung: Sport & Rheuma in der Praxis. Kongress der Deutschen Rheumatologie-Gesellschaft (DGRh) 2025, Wiesbaden, 17.–20.09.2025.