Der Schein trügt nicht: Wer jung aussieht, ist auch gesund

Wer jünger aussieht, als er eigentlich ist, könnte gleich doppelt gesegnet sein. Das legt eine aktuelle Studie aus den Niederlanden nahe. Demnach besteht ein Zusammenhang zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und dem Gesundheitszustand.

Die Studie im Überblick

Alter anhand von Fotos abgeschätzt

In ihrer Querschnittsanalyse griffen die Forscher auf Daten einer laufenden populationsbasierten Kohortenstudie aus den Niederlanden zurück. Sie zogen knapp 2.700 Photographien heran und ließen Mitarbeiter das Alter der abgebildeten Personen beurteilen. 

Jedes Gesicht wurde von durchschnittlich 27 Begutachtern eingeschätzt, die weder das tatsächliche Alter noch die Krankengeschichte der Probanden kannten. Dann wurde die Differenz zwischen geschätztem und chronologischem Alter berechnet.

Jugendlicher Teint hält gesund

Im nächsten Schritt wurden die Teilnehmer auf zahlreiche Erkrankungen gescreent. Es zeigte sich: Wer dem Bild nach jünger eingeschätzt wurde, war unterm Strich auch gesünder. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zeigte sich bei Osteoporose, COPD, Katarakt und altersbedingtem Hörverlust. Außerdem ging ein jugendliches Erscheinungsbild mit besseren kognitiven Fähigkeiten einher. Keine Assoziation bestand hingegen zwischen Aussehen und kardiovaskulären oder renalen Erkrankungen.

In ihrer Analyse achteten die Wissenschaftler auch auf Lebensstil-bezogene Confounder wie Rauchen, Sonnenexposition und einen erhöhten BMI, die jeweils eigene Risikofaktoren für die Alterung darstellen. Aber auch nach Bereinigung dieser Störfaktoren blieben die Zusammenhänge bestehen.

Zellalterung und kürzere Telomere

Eine mögliche Erklärung: Faltenbildung und ein älteres Aussehen sind assoziiert mit Zellalterung, Abnahme von Fibroblasten und einer verminderten Kollagenproduktion in der Haut. Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen der äußeren Erscheinung und der Länge der Telomere in den Chromosomen, die wiederum als biologisches Maß für die Zellalterung gilt.

Die Forscher plädieren dafür, die physiologischen Vorgänge und molekularen Mechanismen hinter den Alterungsprozessen noch besser zu erforschen, um die gefundenen Assoziationen zu untermauern. 

Was bringt die Zukunft?

Noch lässt sich aus den Beobachtungen keine Kausalität ableiten. Doch in Zukunft könnte das Aussehen ein zusätzlicher Biomarker für Morbidität werden. Es kann sich also durchaus lohnen, bei der körperlichen Untersuchung noch genauer hinzusehen. Der erste, äußere Eindruck könnte tatsächlich der richtige sein.
 

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Quelle:

Mekić S, Pardo LM, Gunn DA et al. Younger facial looks are associate with a lower likelihood of several age-related morbidities in the middle-aged to elderly. British Journal of Dermatology, Volume 188, Issue 3, March 2023, Pages 390–395, https://doi.org/10.1093/bjd/ljac100