Sonnencremes – Schutz vor Hautkrebs selbst krebserregend?

Aktuell kursieren viele Meldungen über das potenzielle Krebsrisiko von älteren Sonnencremes. Konkret im Verdacht steht dabei der synthetische UV-Filter Octorylen.

Längere Lagerung macht UV-Filter krebserregend

Benzophenon-Gehalt steigt bei längerer Lagerung von Sonnenschutzmitteln

In der den Meldungen zugrunde liegenden Studie wurden insgesamt 17 unterschiedliche Sonnenschutz-Produkte – 9 davon aus der EU, 8 aus den USA – auf ihren Benzophenon-Gehalt hin genauer untersucht. Die konkreten Fragestellungen lauteten: Wie häufig ist der krebserregende Stoff generell in Sonnenschutz-Produkten enthalten? Nimmt der Gehalt über die Zeit zu? Führt der Zerfall von Octocrylen zu einer Zunahme des Benzophenon-Gehalts?

Von den 16 kurz zuvor erworbenen Octocrylen-haltigen Sonnenschutz-Produkten lag der durchschnittliche Benzophenon-Gehalt bei 39 mg/kg, mit einer Bandbreite von 6 mg/kg bis 186 mg/kg. In dem einen Octocrylen-freien Produkt wurde kein Benzophenon nachgewiesen.

Mit einem speziellen Verfahren der United States Food and Drug Administration (U.S. FDA) wurde im Anschluss im Zeitraum von sechs Wochen eine beschleunigte Alterung der Sonnenschutz-Produkte induziert. Der Prozess entspricht dabei einer Lagerungsdauer von etwa einem Jahr. Nach der simulierten Alterung stieg der durchschnittliche Benzophenon-Gehalt bei den 16 Octocrylen-haltigen Sonnenschutzmittel auf 75 mg/kg an (Minimum 9,8 mg/kg und Maximum 435 mg/kg). Bei dem einen Octocrylen-freien Produkt wurde auch nach der simulierten Lagerung kein Benzophenon nachgewiesen.

Kein Sonnenschutz ist auch keine Lösung

Stellt sich nun die Frage, welchen Einfluss diese Erkenntnis auf das Thema Sonnenschutz für den Verbraucher hat. Die Dermatologen der DDG sind der Ansicht: Bei Sonnenschutzmitteln überwiegt die Schutzwirkung vor Hautkrebs die potenziell schädigenden Effekte des UV-Filters Octocrylen. "Die neuen Erkenntnisse werden allerdings auch nicht verharmlost. Als dermatologische Fachgesellschaft sind wir an die Hersteller dieser Produkte mit der Bitte herangetreten, die möglicherweise von Octocrylen ausgehende gesundheitliche Gefährdung zu untersuchen und Alternativen zu prüfen", betont Professor Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Philipps-Universität Marburg und am Universitätsklinikum Marburg (UKGM) und Präsident der DDG.

Von der Verwendung älterer Produkte rät die DDG ab. Zudem müssten Verbraucher unbedingt darauf hingewiesen werden, dem Risiko für die Entstehung von Hautkrebs weiterhin konsequent vorzubeugen. Neben einer effektiven Expositionsprophylaxe, hierbei könnte auch eine neue Hautkrebs-App zum Einsatz kommen, bleibe dafür auch das Eincremen mit entsprechenden Sonnenschutzmitteln unverzichtbar. Die DDG sieht den Handlungsbedarf vor allem bei den Überwachungsbehörden und den Herstellern der Produkte.

Fazit: DDG empfiehlt alte Sonnenschutzmittel im Zweifel zu entsorgen

Zur Vorbeugung von Hautkrebs empfiehlt die DDG trotz der aktuellen Meldungen weiterhin Sonnenschutz-Produkte zu verwenden. Verbraucher sollten sich eher mehr eincremen als weniger, so das Fazit der Dermatologen. Es sollten jedoch immer nur frische Sonnenschutzmittel verwenden werden, ältere Octorylen-haltige Produkte seien im Zweifel lieber zu entsorgen.

Referenzen: 

  1. Downs CA, DiNardo JC, Stien D, Rodrigues AMS, Lebaron P. Benzophenone Accumulates over Time from the Degradation of Octocrylene in Commercial Sunscreen Products. Chem Res Toxicol. 2021 Apr 19;34(4):1046-1054. doi: 10.1021/acs.chemrestox.0c00461. Epub 2021 Mar 7. PMID: 33682414.
  2. Pressemitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), Schutz vor Hautkrebs durch Sonnencremes überwiegt Risiko von möglicherweise schädlichen Inhaltsstoffen, 15.06.2021.