Schwangerschaftsdiabetes: eine frühe Intervention hat leichte Vorteile

Standardmäßig erfolgt das Screening auf Gestationsdiabetes zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche. Doch immer öfter kommt die Frage auf, ob ein früheres Testen und damit ein früherer Therapiebeginn möglicherweise Vorteile bringt.

Wann ist üblicherweise Therapiebeginn beim Schwangerschaftsdiabetes?

Schwangerschaftsdiabetes: warten oder handeln?

Man geht davon aus, dass etwa 9 Prozent aller Schwangeren an einem Gestationsdiabetes erkranken. Das macht die Zuckerstoffwechselstörung zur häufigsten endokrinologischen Erkrankung in der Schwangerschaft überhaupt.

In Deutschland werden werdende Mütter zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche auf das Bestehen eines Diabetes gescreent. Ist der Test positiv, folgen in der Regel weitere Tests und in vielen Fällen schließt sich eine Behandlung an. Sowohl diätetische Maßnahmen als auch medikamentöse Therapien können Optionen sein. 

Aufgrund der drastischen Auswirkungen, die ein unbehandelter Gestationsdiabetes auf das ungeborene Kind und auch die werdende Mutter haben kann, wird immer häufiger diskutiert, ob ein früheres Screening und somit auch eine frühere Behandlung mit besseren Outcomes verbunden ist. 

Was bedeutet ein Schwangerschaftsdiabetes für das ungeborene Kind?

Eine aktuelle Studie hat sich nun mit dem Thema befasst und die Outcomes zwischen einer frühen Behandlung und dem Standardmodell verglichen.

Die Outcomes hier sind vornehmlich neonatale Komplikationen wie Makrosomie, Frühgeburtlichkeit, Atemprobleme beim Neugeborenen, aber auch Stillgeburten und Kindstod. Auch Auswirkungen auf die mütterliche Gesundheit wurden gemessen, und zwar durch die Prävalenz von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen wie Präeklampsie, Eklampsie oder Bluthochdruck. 

Frühe oder späte Therapie – was schneidet besser ab?

Die Forscher randomisierten hierzu etwa 800 Schwangere 1:1 in zwei Gruppen. Die werdenden Mütter erhielten alle vor der 20. SSW die Diagnose eines Gestationsdiabetes. Der erste Arm der Studie wurde sofort nach der Diagnose antidiabetisch behandelt, während der zweite Arm in der 24. bis 28. SSW nochmals einen oralen Glukosetoleranztest durchlief und dann behandelt wurde, soweit dies nötig war. 

Hierbei zeigte sich, dass eine frühere Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes kaum Vorteile zu der standardmäßigen späteren Therapie hat. 

Aber: es wurde deutlich, dass es in der Gruppe mit der früheren Intervention zu insgesamt moderat weniger neonatalen Komplikationen kam. Im Bezug auf die hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen gab es keinen Unterschied. 

Fazit für die Praxis

Ein früheres Diabetesscreening in der Schwangerschaft und die damit verbundene frühere Therapie scheint mit besseren neonatalen Outcomes verbunden zu sein als die spätere Intervention. Dennoch sind die Unterschiede relativ gering, sodass erst weitere Untersuchungen zum Thema mehr Klarheit bringen könnten.
 

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