Frauenärzte sind keine Psychiater – und spielen doch eine zentrale Rolle bei der Diagnose von perinataler Depression

Die Auswirkungen einer perinatalen Depression können für betroffene Familien enorm sein. Deshalb ist es wichtig, Mütter auf mögliche depressive Erkrankungen und Angststörungen zu screenen.

Was Sie über das Depressions-Screening wissen sollten:

Gemischte Gefühle normalisieren

Laut den federführenden amerikanischen Frauenärzten erlebt fast jede neue Mutter ein Wechselbad der Gefühle – dazu gehören Freude, aber auch Traurigkeit. Das Schwanken zwischen dem Gefühl der Kontrolle und dem Gefühl, sich heillos überfordert zu fühlen. Das bedeutet noch nicht, dass jede dieser Frauen auch an einer Wochenbettdepression leidet. 

Dennoch betonen die leitenden Gynäkologen des Landes, dass es sinnvoll ist, dieses weite Feld an möglichen Gefühlen anzusprechen. Nicht nur fühlen sich die Schwangeren dann besser vorbereitet – es ebnet auch den Weg dafür, die Gefühlslage offener ansprechen zu können. Das Vorhandensein von negativ konnotierten Gefühlen wird so enttabuisiert und normalisiert. 

Ein Screening für alle Fälle

In den USA werden Mütter sechs Wochen postpartum standardmäßig auf depressive Symptome gescreent. Dies geschieht anhand eines standardisierten Fragebogens. Doch die ACOG beschreibt, dass viele Frauenärzte dennoch nicht ausreichend darin geschult sind, eine perinatale Depression oder Angststörung auch zu erkennen – oder nicht wissen, was zu tun ist, wenn es Auffälligkeiten gibt.

Dennoch ist das Screening essenziell, auch wenn der gynäkologische Praxisalltag schon mit der Grund- und Regelversorgung stressig genug ist.

Eine frühe Behandlung verhindert Komplikationen

Insbesondere die erste Zeit mit dem Baby ist besonders wichtig. Leidet die Mutter unter depressiven Symptomen oder Angstattacken, beeinträchtigt dies die ganze Familie. Daher sollte bei Auffälligkeiten die Überweisung an einen Psychiater oder Therapeuten erfolgen. Dies gilt insbesondere für Frauen, die bereits eine Vorgeschichte mit Depressionen, Suizidalität oder anderen psychiatrischen Erkrankungen haben. Eventuell kann es sinnvoll sein, bereits mit einer antidepressiven Therapie zu beginnen, bevor die Vorstellung beim weiterbehandelnden Arzt erfolgt.

Nicht jede depressive Verstimmung ist eine perinatale Depression – aber alles, was über zwei Wochen hinweg andauert oder gar mit Selbst- oder Fremdverletzungstendenzen einhergeht, sollte unbedingt psychiatrisch mitbehandelt werden.

Fazit für die Praxis

Sprechen Sie mit Ihren schwangeren Patientinnen bereits vor der Geburt über die große Vielfalt an Gefühlen, die mit einem neuen Baby einhergehen. So können später mögliche Auffälligkeiten leichter angesprochen werden. Es lohnt sich darüber hinaus, ein Auge auf die Stimmungslage von jungen Müttern zu haben – auch, wenn das Baby schon fast ein Jahr alt ist. Zögern Sie nicht, einen Therapeuten oder Psychiater mit ins Boot zu holen, auch lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

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Quellen: