DiGAs in der Adipositastherapie: Update 2025

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) spielen heute eine wichtige Rolle bei der Adipositas-Therapie: Per Smartphone begleiten sie Patienten beim Abnehmen und sind verordnungsfähig durch Ärzte.

Das Wichtigste auf einen Blick zu DiGAs bei Adipositas

In Deutschland stehen mit zanadio und Oviva Direkt bislang zwei DiGAs für Adipositas zur Verfügung (Stand Mai 2025). Diese smartphone-basierten Programme bringen die Therapie buchstäblich in die Hosentasche der Patienten und ermöglichen eine kontinuierliche Betreuung im Alltag – was auch die Versorgung in ländlichen Regionen verbessern kann. Zudem schließen die Adipositas-DiGAs eine bisherige Lücke in der Versorgung – denn eine ambulante Adipositasbetreuung im GKV-System gab es bis vor Kurzem praktisch nicht.

Voraussetzungen für die Verordnung und abrechnungsrelevante Informationen

Jeder Arzt oder Psychotherapeut kann die DiGAs verschreiben; alternativ kann der Patient sie selbst bei der Krankenkasse beantragen. Als Indikation für beide Apps gilt Adipositas mit einem BMI ab 30 kg/m² bei Erwachsenen.

Sowohl zanadio als auch Oviva Direkt basiert auf einem multimodalen Konzept aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie und ist als vollständig erstattungsfähige Kassenleistung verfügbar.

Weitere wissenswerte Fakten zur Verschreibung in der ärztlichen Praxis:

Auch organisatorisch ist der Aufwand nach der Verordnung gering: Der gesamte Patientensupport wird vom Hersteller direkt übernommen, eine zusätzliche Betreuung durch das Praxisteam ist nicht notwendig.

Zanadio und Oviva Direkt: Gleiches Ziel, unterschiedliche Konzepte

Beide zugelassenen -Apps richten sich an dieselbe Patientengruppe und basieren auf kognitiver Verhaltenstherapie. In der praktischen Umsetzung unterscheiden sich zanadio und Oviva Direkt jedoch teilweise.

Zanadio: Die App ist als 12-Monats-Programm angelegt. Sie führt die Patienten schrittweise durch zwölf Module. , Bewegung und Verhalten werden adressiert. Verhaltensmuster sollen erkannt, verändert und schließlich gefestigt werden. Ein spielerisches Design mit einem virtuellen Begleiter (ein „kleiner Ritter“), Belohnungssystem (Medaillen) und Rankings soll die Selbstreflexion und -wirksamkeit der Nutzer fördern.

Oviva Direkt: Hier steht ein drei Monate langer Betreuungszyklus im Vordergrund, der bei Bedarf wiederholt werden kann. Anders als bei Zanadio haben die Nutzer regelmäßig persönlichen und digitalen Kontakt zu einem Ernährungs-Coach. Zudem wird Ernährungstracking mittels fotografischer Dokumentation der Mahlzeiten angeboten. Dies spricht möglicherweise Patienten besonders an, die stärker auf detaillierte Ernährungsprotokolle fokussiert sind.

Studienlage: Kontinuierlicher Gewichtsverlust nachgewiesen

Beide DiGAs haben ihre Wirksamkeit in randomisierten Studien unter Beweis gestellt. Die Ergebnisse zeigen jeweils eine signifikante und kontinuierliche Reduktion des Körpergewichts über den Behandlungszeitraum:

Trotz vergleichbarer Resultate zeigen sich Unterschiede im Studiendesign. In der Zanadio-Studie wurde das Körpergewicht von den Teilnehmern selbst dokumentiert, während es bei Oviva Direkt durch die Studienzentren gemessen wurde. Außerdem erhielt die Oviva-Gruppe eine persönliche Betreuung, was die isolierte Bewertung des reinen App-Effekts erschwert. Diese Unterschiede ändern jedoch nichts am Gesamtergebnis: Beide DiGAs führten zu einer klinisch relevanten, kontinuierlichen Gewichtsabnahme.

Geringe Wiederverordnungsquote trotz nachgewiesener Effektivität

Trotz der positiven Aspekte der Abnehm-Apps werden sie nicht unbedingt langfristig genutzt. Bislang erhält nur eine Minderheit der Patienten eine Adipositas-DiGA nach der initialen Verordnung weiter verschrieben. Insbesondere bei Oviva Direkt ist diese Rate zuletzt jedoch deutlich angestiegen. Unklar ist allerdings, ob die Initiative eher vom Patienten (der die App weiter nutzen will) oder vom Arzt (der vom Produkt überzeugt ist) ausgeht. Zudem fehlen Daten, ob eine erneute Verordnung tatsächlich mit fortgesetzter Nutzung einhergeht, ist unklar – ein kritischer Punkt aus Sicht der Krankenkassen.

Quelle:
  1. Schwarz, Peter Egbert (Dresden). Vortrag: DIGAs in der Adipositastherapie – Update 2025. Sitzung: DIGAs und Stoffwechselerkrankungen. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2025, Wiesbaden, 03.05.2025.