Zosterimpfung senkt kardiovaskuläres Risiko bei Diabetikern

Sowohl Diabetes als auch eine Gürtelrose-Infektion (Herpes Zoster) erhöhen das kardiovaskuläre Risiko. Eine Impfung scheint Menschen mit Diabetes nicht nur vor Herpes Zoster zu schützen, sondern auch vor Herzinfarkt und Schlaganfall.

Empfehlungen der STIKO zur Herpes-zoster-Impfung:

In die Studie wurden ca. 46.000 Patienten mit (mehrheitlich Typ 2) ab 50 Jahren aufgenommen, die innerhalb eines Jahres nach Diagnosestellung gegen HZ geimpft worden waren oder nicht. Die Geimpften hatten entweder den adjuvantierten Totimpfstoff (Shingrix) oder den attenuierten Lebendimpfstoff (Zostavax) erhalten.

Der primäre Endpunkt waren schwere kardiovaskuläre Komplikationen (major adverse cardiovascular event, MACE), definiert als das erste Auftreten einer KHK (koronare Herzkrankheit) oder eines Schlaganfalls. Die sekundären Endpunkte umfassen die einzelnen Ergebnisse für KHK und Schlaganfall sowie die Gesamtmortalität.

24 % weniger schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse 

Während des Studienzeitraums traten MACE bei 7,6 % der Geimpften und bei 8,8 % der nicht Geimpften auf, das Risiko war durch die Impfung nach Propensity-Score-Matching um 24 % reduziert (HR 0,76, 95%-KI 0,72–0,79, p<0,001). Die Risikoreduktion für KHK alleine betrug 27 %, für Schlaganfälle 21 %. Die Gesamtmortalität war in der Impfgruppe im Vergleich zu den Ungeimpften um 46 % verringert. Die schützenden Effekte blieben in Subgruppenanalysen über verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und Diabetes-Typen hinweg konsistent.

Besonders deutlich war die Schutzwirkung gegenüber MACE im ersten Monat nach der mit einer Risikoreduktion von 79 %. Danach ließ der Effekt allmählich nach, bis er nach 10 Jahren nicht mehr nachweisbar war. Nach Ansicht der Autoren deckt sich diese Beobachtung mit der Tatsache, dass auch das nach einer HZ-Infektion zeitabhängig ist, mit einem signifikanten Anstieg im ersten Monat auf 78 %, gefolgt von einem schrittweisen Rückgang, der sich bis zu 3 Jahre nach der Infektion auf einen nicht signifikanten Anstieg von 7 % einpendelt.Die Impfung könnte das Risiko auf zwei Arten senken: Erstens durch die Modulation der Immunantwort und die Verringerung systemischer Entzündungen; zweitens durch die Vorbeugung einer Herpes-Zoster-Infektion und damit indirekt durch die Reduzierung der kardiovaskulären Belastung.

Lebend- versus Totimpfstoff: leichte Unterschiede beim KHK-Risiko 

Im direkten Vergleich der beiden Impfstoffe war die Schutzwirkung bei MACE und Schlaganfall gleichwertig, während hinsichtlich KHK der Totimpfstoff leicht unterlegen war (HR 1,16, 95%-KI 1,01–1,34, p=0,036). Eine Erklärung könnte laut den Forschern Unterschiede in der Zusammensetzung der Impfstoffe und der daraus resultierenden Immunantwort sein. Möglicherweise rufe der Lebendimpfstoff eine breitere und stärkere Immunantwort hervor. Zudem sei im Gegensatz zu Shingrix nur eine Injektion für einen vollständigen Schutz nötig. Allerdings müssten die Ergebnisse aufgrund des retrospektiven Designs und des deutlichen zeitlichen Unterschieds der Studien zu Shingrix und Zostavax mit Vorsicht interpretiert werden. 

Einen klaren Vorteil der Impfung sehen die Studienautoren unabhängig vom Impfstoff allemal. Ihre Studie lege einen deutlichen Schutz der Herpes-zoster-Impfung vor schweren kardiovaskulären Komplikationen bei Patienten mit Diabetes nahe und unterstreiche damit die Impfempfehlung für diese Risikogruppe ab 50 Jahren.

Quelle:
  1. Kornelius E et al. Association of herpes zoster vaccination and cardiovascular risk in patients with diabetes: long-term insights from a retrospective cohort study. BMJ Open 2025; 15: e090428.