Deutscher Herzbericht 2025: Trends, Herausforderungen und Praxisimplikationen

Der neue Herzbericht zeigt einen positiven Trend bei der KHK-Hospitalisation. Doch die absolute Krankheitslast bleibt enorm und die Mortalität im europäischen Vergleich zu hoch. Eine praxisrelevante Analyse.

Deutscher Herzbericht - Update 2025

Der neue Deutsche Herzbericht – Update 2025, herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung und den kardiologischen und herzchirurgischen Fachgesellschaften, liefert eine detaillierte Analyse der kardiovaskulären Versorgungslandschaft in Deutschland. Der diesjährige Schwerpunkt liegt auf der koronaren Herzkrankheit (KHK) und dem akuten Myokardinfarkt. Die Daten zeigen erfreuliche Fortschritte, aber auch persistierende Herausforderungen, die für die klinische Praxis von hoher Relevanz sind.

Die zentralen epidemiologischen Eckdaten

Herzerkrankungen bleiben eine der größten Belastungen für das deutsche Gesundheitssystem. Sie waren für 9,3 % aller vollstationären Krankenhausaufnahmen (1,64 Mio. Fälle) und 211.152 Todesfälle verantwortlich.

Divergente Hospitalisationstrends: Rückgang bei KHK, Anstieg bei Klappenerkrankungen

Ein zentrales Ergebnis des Berichts ist der anhaltende Rückgang der altersstandardisierten Hospitalisationsrate für die KHK. Zwischen 2019 und 2023 sank diese um bemerkenswerte 17,9 % auf 574 Fälle pro 100.000 Einwohner. Dieser Trend, der sich auch nach der COVID-19-Pandemie fortsetzt, kann als Erfolg der präventiven und therapeutischen Bemühungen der letzten Jahre gewertet werden.

Im Gegensatz dazu zeigen andere kardiovaskuläre Erkrankungen eine differenzierte Entwicklung:

Praxisimplikation: Während die Fortschritte in der KHK-Therapie evident sind, rücken strukturelle Herzerkrankungen und Arrhythmien zunehmend in den Fokus. Die steigende Mortalität bei Klappenerkrankungen erfordert eine noch konsequentere Früherkennung und rechtzeitige Zuweisung zu interventionellen oder chirurgischen Therapien.

Interventionelle und chirurgische Versorgung: Die Nachwirkungen der Pandemie

Die Daten von 2018 bis 2023 zeigen einen deutlichen Rückgang bei vielen Herz-Eingriffen, was maßgeblich auf die Kapazitätsreduktionen während der COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist.

Praxisimplikation: Der Rückgang elektiver Eingriffe birgt das Risiko einer Unterversorgung. Kardiologen sollten Patienten, deren Eingriffe verschoben wurden, proaktiv nachverfolgen und die Indikationen neu evaluieren, um eine erhöhte Morbidität und Mortalität durch verzögerte Therapien zu vermeiden.

Klinische Realität: Hohe Komorbiditätslast bei KHK-Patienten

Der Herzbericht verdeutlicht eindrücklich die Multimorbidität von KHK-Patienten. Sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor sind die häufigsten Begleiterkrankungen:

  1. Arterielle Hypertonie
  2. Fettstoffwechselstörungen
  3. Diabetes mellitus Typ 2
  4. Herzinsuffizienz
  5. Vorhofflimmern/-flattern

Stationär behandelte KHK-Patienten weisen im Durchschnitt 8,7 Nebendiagnosen auf. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines ganzheitlichen, interdisziplinären Behandlungsansatzes. Ein konsequentes Management dieser Komorbiditäten ist entscheidend, um die KHK-Mortalität weiter zu senken.

Spezifische Herausforderungen und Patientengruppen

Fazit und Ausblick für die Praxis

Der Deutsche Herzbericht – Update 2025 zeichnet ein komplexes Bild:

  1. Erfolg durch Prävention und Therapie: Der kontinuierliche Rückgang der KHK-Hospitalisationsraten ist ein klarer Erfolg, der auf ein besseres Management von Risikofaktoren und effektivere Therapien zurückzuführen ist.
  2. Anhaltend hohe Krankheitslast: Trotz Fortschritten bleiben die absoluten Fall- und Todeszahlen alarmierend hoch, insbesondere im europäischen Vergleich. Die Mortalität in Deutschland ist weiterhin zu hoch.
  3. Wachsende Bedeutung anderer Entitäten: Strukturelle Herzerkrankungen und Arrhythmien gewinnen relativ an Bedeutung und erfordern verstärkte Aufmerksamkeit.
  4. Handlungsbedarf in der Prävention: Wie Prof. Dr. Heribert Schunkert betont, liegt das größte Potenzial in der konsequenteren Primär- und Sekundärprävention. Ein aggressives Management von Hypertonie, Dyslipidämie und Diabetes in einem sektorenübergreifenden Ansatz ist der Schlüssel zur weiteren Reduktion der kardiovaskulären Mortalität.
  5. Strukturelle Defizite: Die Unterversorgung in der Organtransplantation und die Nachwirkungen der Pandemie auf elektive Eingriffe sind kritische strukturelle Probleme, die gelöst werden müssen.