Kardiovaskuläre Komplikationen nach viralen Infektionen

SARS-CoV-2 hat gezeigt, welche verheerenden Folgen Viren für das Herz-Kreislauf-System haben können. Das gilt auch für andere Erreger von Atemwegsinfektionen.

Wie können Viren das Herz schädigen?

Wie hoch ist das kardiovaskuläre Risiko bei der Influenza?

Die Daten sprechen eine klare Sprache: Nach einer Infektion mit dem Influenza-Virus ist die Rate an kardiovaskulären Ereignissen bei hospitalisierten Patienten deutlich erhöht. Das betrifft nicht nur das akute Koronarsyndrom (ACS), sondern auch hypertensive Krisen, Herzinsuffizienz, Myo- und Perikarditiden sowie den kardiogenen Schock. Eine große Registerstudie zeigte, dass in der ersten Woche nach Infektion das Risiko für einen Myokardinfarkt um das 6-fache erhöht ist. Schätzungen zufolge gehen weltweit 4–5 Prozent aller ACS auf Influenzainfektionen zurück.

Bekannte und weniger bekannte Risikofaktoren: SARS-CoV-2 und RSV

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei anderen Erregern. Die Komplikationen nach einer SARS-CoV-2-Infektion sind inzwischen hinlänglich bekannt: oft schwere Verläufe bei kardiovaskulär Vorerkrankten, Häufung akuter Ereignisse auch noch Wochen bis Monate nach der Primärinfektion. Dabei fällt die Prognose umso schlechter aus, je höher das Troponin, d.h. je größer der Myokardschaden ist. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Primärinfektion und dem kardiovaskulären Folgerisiko.

Noch weitgehend unbekannt als Trigger kardiovaskulärer Komplikationen ist dagegen ein anderes Virus: RSV wird bisher eher mit Kindern in Verbindung gebracht, kann aber gerade auch bei älteren Menschen schwere Verläufe hervorrufen. Zwar ist das Risiko für kardiale Ereignisse nicht so hoch wie bei Influenza und SARS-CoV-2, steigt aber in den ersten Tagen nach Infektion immerhin um den Faktor 3,5 an. Umgekehrt schnellt die RSV-assoziierte Hospitalisierungsrate bei vorerkrankten Patienten in die Höhe. Ca. 30-50 Prozent der mit dem Virus infizierten Erwachsenen, die stationär aufgenommen werden, haben eine chronische Herzkrankheit. 

Impfung senkt Mortalität deutlich

Dabei wäre es so einfach, dem entgegenzuwirken. Der Effekt einer Influenza-Impfung nach einem akuten Koronarereignis etwa ist beeindruckend. Durch diese einfache Maßnahme lässt sich ein hochsignifikanter Vorteil hinsichtlich Reinfarkt, kardiovakulärem Tod und Gesamtmortalität erzielen. Und: Es besteht ein Dosiseffekt, d.h. die Wirkung ist umso durchschlagender, je häufiger die jährliche Impfung verabreicht wird.

Insgesamt steht der Effekt der Impfung anderen etablierten Maßnahmen zur Sekundärprävention nach ACS in nichts nach. Im Gegenteil, er übertrifft den Nutzen von Statinen, antihypertensiver Therapie & Co. sogar zum Teil noch. Entsprechend eindeutig fällt die Empfehlung für eine Influenzaimpfung nach Myokardinfarkt in den Leitlinien der ESC (European Society of Cardiology) aus (IA).

Erste RSV-Impfstoffe verfügbar

Virusinfektionen erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zum Teil deutlich. Gleichzeitig bieten Impfungen ein großes Potential zur Senkung der Mortalität. Während sie für Influenza und SARS-CoV-2 bereits fest im Impfkalender verankert sind, steht eine STIKO-Empfehlung für die RSV-Impfung noch aus. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) empfiehlt die seit 2023 zugelassenen ersten RSV-Impfstoffe allerdings schon jetzt bei älteren und vorerkrankten Personen.
 

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