Risiko für Hirntumoren nach CT-Untersuchungen bei Kindern und jungen Erwachsenen

Daten einer großen, multinationalen Studie zeigen einen signifikanten, linearen Zusammenhang zwischen der Strahlenbelastung durch CT-Untersuchungen des Kopfes und Hirntumoren bei Kindern und jungen Erwachsenen.

Ergebnisse der EPI-CT-Kohortenstudie: Pädiatrische CT-Strahlung nicht gutartig

Die Studie mit über 658.800 Kindern und jungen Erwachsenen aus neun europäischen Ländern und individueller Dosisbewertung detektierte eine starke, lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen CT-bedingter Strahlenexposition und dem relativen Risiko für Hirntumore aller Art. Eingeschlossen wurden nur Teilnehmer, die vor ihrem 22. Lebensjahr mindestens eine Kopf-CT erhalten hatten, keine Hirntumore in der Vorgeschichte aufwiesen und mindestens fünf Jahre nach ihrer ersten CT noch lebten und krebsfrei waren. Es gingen nur solche Krebsdiagnosen in die Auswertung ein, die nach einem fünfjährigen Ausschlusszeitraum nach der ersten Kopf-CT gestellt wurden. 

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von weiteren 5,6 Jahren wurden 165 Neubildungen bei den jungen Teilnehmern registriert (82% waren am Ende des Beobachtungszeitraumes unter 30 Jahren alt). Die mittlere kumulative Strahlendosis (um fünf Jahre verzögert) betrug 47,4 mGy in der gesamten Kohorte und 76,0 mGy bei denjenigen, bei denen ein Hirntumor diagnostiziert wurde. 

Somit war das Risiko in dieser Population zwar relativ gering: von 10.000 Personen, die eine einzige Computertomographie des Kopfes (mit einer durchschnittlichen Strahlendosis von 38 mGy) erhielten, entwickelte etwa ein Patient in den 5 bis 15 Jahren nach der Untersuchung einen Hirntumor, der auf die Strahlenbelastung zurückzuführen war. Zu bedenken ist hierbei, dass in den letzten zehn Jahren in der Europäischen Union mehr als 1 Million und in den USA mehr als 5 Millionen pädiatrische Kopf-CT-Untersuchungen pro Jahr durchgeführt wurden.3 Das Risiko, an Krebs zu erkranken, stieg an, wenn die kumulativen Dosen 100 mGy überschritten. Darüber hinaus handelte es sich bei der überwiegenden Mehrheit der entdeckten Hirntumore (73%) um Gliome, die bekanntermaßen schnell fortschreiten. 

Fazit für die Praxis

Wenn Nachuntersuchungen noch später als nach 5 Jahren begannen, fielen die Ergebnisse noch signifikanter aus. Selbst nach nur einer einzigen Schädel-CT blieb das Risiko erhöht. Jede Dosis von 100 mGy erhöhte das Hirntumorrisiko um 127%, das Gliomrisiko um 111% und das Hirntumorrisiko ohne Gliome um 213%. Diese Resultate bekräftigen erneut die Notwendigkeit einer sorgfältigen Rechtfertigung pädiatrischer CTs und die Verwendung so niedriger Dosen wie vernünftigerweise möglich.

Weitere Informationen aus dem Fachbereich Onkologie

Quellen:
  1. Hauptmann, M. et al. Brain cancer after radiation exposure from CT examinations of children and young adults: results from the EPI-CT cohort study. The Lancet Oncology 0, (2022).
  2. New cancer risk analysis prompts experts to call for ‘careful justification’ of pediatric head CTs. https://healthimaging.com/topics/medical-imaging/computed-tomography-ct/cancer-risk-pediatric-head-cts.
  3. Higher Brain Cancer Risk After CT Exam in Childhood. https://www.medpagetoday.com/hematologyoncology/braincancer/102180 (2022).

    letzter Zugriff auf Websites: 10.12.22