Rheuma: Was tun bei Schmerzen ohne klinische Entzündungszeichen?

Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen der Gelenke sind die typischen Symptome von rheumatoider Arthritis. Manchmal klagen Patientinnen und Patienten aber auch über Schmerzen in den Weichteilen, obwohl es keine sichtbaren Entzündungszeichen gibt.

Schmerzen in den umliegenden Weichteilen

Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen der Gelenke sind die typischen Symptome von rheumatoider Arthritis. Manchmal klagen PatientInnen mit Gelenkrheuma aber auch über Schmerzen in den umliegenden Weichteilen und entfernteren Regionen, obwohl es keine sichtbaren Entzündungszeichen gibt. Diese Schmerzen sollten laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Rheumaologie e.V. (DGRh) dennoch therapeutisch behandelt werden.

Eine Synovitis ruft bei rheumatoider Arthritis die typischen schmerzhaften Rötungen und Schwellungen der Gelenke hervor, die unbehandelt die Gelenke zerstört. Durch frühzeitige Behandlung und moderne Medikation können dauerhafte Gelenkschäden in den meisten Fällen verhindert werden.

Doch nicht bei allen PatientInnen verschwinden mit dem Abklingen der Entzündung alle Schmerzen. Im Rahmen einer schwedischen Studie wurde untersucht, warum 32 Prozent der PatientInnen, die im Stadium einer frühen rheumatoiden Arthritis mit wirksamen Medikamenten behandelt wurden, noch ein Jahr später über inakzeptable Schmerzen klagten. Bei zwei Dritteln dieser PatientInnen hatten die Medikamente die Entzündungsreaktionen im Körper weitgehend gestoppt. "Die inakzeptablen Schmerzen ein Jahr nach der RA-Diagnose hängen also nicht mit der aktuellen Krankheitsaktivität zusammen", erläutert Prof. Dr. Christoph Baerwald, Leiter der Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig. Es gelte daher andere Prädiktoren für die wahrgenommenen Nicht-Gelenk-Schmerzen zu finden.

Auch Nicht-Gelenk-Schmerzen konsequent behandeln

In der Studie litten die PatientInnen, die zu Beginn der Erkrankung im HAQ-Fragebogen ("Health Assessment Questionnaire") eine stärkere Einschränkung im Alltag angegeben hatten, häufiger unter anhaltenden Schmerzen. Frauen waren 2,5 Mal häufiger betroffen als Männer. Dies könnte auf Geschlechtsunterschiede in der Schwere der Erkrankung oder in der Neigung zu chronischen Schmerzen hinweisen, sagt Baerwald. Er vermutet eine Sensibilisierung der Nerven durch die starke Entzündung zu Beginn der Erkrankung, die dann auf leichtere Reize hin weiter mit Schmerzen reagiere.

PatientInnen mit Nicht-Gelenk-Schmerzen müssten dennoch ernst genommen und konsequent behandelt werden, betont der Rheumatologe. Erfahrungsgemäß führe eine Dosissteigerung der Medikamente zu keiner Schmerzlinderung und trage nicht weiter zum Erhalt der Gelenke bei, wenn die Krankheitsaktivität bereits niedrig ist. Zum Einsatz kommen dann Medikamente zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, wie Koanalgetika oder Antidepressiva. "Die alleinige Betrachtung der Gelenke greift zu kurz", betont auchDGRh-Präsident Professor Dr. med. Hendrik Schulze-Koops. Rheuma sei eine systemische Erkrankung des gesamten Körpers, die Behandlung müsse deshalb auch Symptome am ganzen Körper beachten." Die behandelnden RheumatologInnen sollten bei ihren PatientInnen persistierende Schmerzen bei zurückgegangener Krankheitsaktivität im Blick haben und diese bei Bedarf auch interdisziplinär mit Schmerztherapeuten gemeinsam behandeln.

Quelle:
Eberhard A, Olofsson T, Bergman S, Mandl T, Turesson C. Predictors of Unacceptable Pain and Unacceptable Pain with Low Inflammation in Early Rheumatoid Arthritis [abstract]. Arthritis Rheumatol. 2020; 72 (suppl 10). https://acrabstracts.org/abstract/predictors-of-unacceptable-pain-and-unacceptable-pain-with-low-inflammation-in-early-rheumatoid-arthritis/; Accessed November 11, 2020.