App analysiert Symptome und erkennt Krankheiten

8 Jahre, 8 Ärzte – bei seltenen Krankheiten wird oft erst spät und nach einer langen Odyssee die Diagnose gestellt. Das kann für Patientinnen und Patienten schlimme Folgen haben. Eine App kann Krankheiten anhand weniger Symptome erkennen.

Medizinische KI-Technologie unterstützt bei der Diagnose

8 Jahre, 8 Ärzte – bei seltenen Krankheiten wird oft erst spät und nach einer langen Odyssee die Diagnose gestellt. Das kann für Patientinnen und Patienten schlimme Folgen haben. Eine App kann Krankheiten anhand weniger Symptome erkennen.

Ein Ziehen im oberen Bauchraum, ständiges Kopfweh oder ein stechender Schmerz im Knie – Symptome in einem Körperbereich können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Praktizierende Ärztinnen und Ärzte behandeln am Tag viele Dutzende PatientInnen. Vor allem Allgemeinärztinnen und -ärzte, die nicht auf ein bestimmtes Fach spezialisiert sind, können nicht alle Krankheiten auswendig kennen. Hier kann die Symptomanalyse-App Ada helfen.  170816_IMG_ProductShot_DE_1-1_02.jpg

Ein Symptom kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen

Der Nutzende gibt seine Beschwerden oder auch mehrere in die App ein, muss dann unter mehreren vorgeschlagenen Bereichen zeigen, wo genau der Schmerz oder das Unwohlsein auftritt. Danach erhält er verschiedene Fragen, um die Symptome einzugrenzen. Ein Druckgefühl im Bauch und Blähungen können am Ende sowohl ein Zeichen für das Reizdarmsyndrom, eine chronische Gastritis, ein Magengeschwür oder eine Endometriose sein.

Um medizinisches Personal bei der Symptomanalyse zu unterstützen, entwickelte die Berliner Firma Ada Health 2011 mit einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, WissenschaftlerInnen und SoftwareentwicklerInnen die Symptomanalyse-Plattform Ada, die seit 2016 aktiv ist.

"Ursprünglich war Ada hauptsächlich als digitales Instrument zur Unterstützung der ärztlichen Entscheidungsfindung gedacht." Jonathan Muck, Senior Communications & Public Affairs Manager 

Inzwischen richtet sich die App sogar mehr an PatientInnen als an MedizinerInnen und hat 11 Millionen NutzerInnen. Den PatientInnen kann Ada helfen, den richtigen Facharzt für ihre Beschwerde zu finden oder ihrem Arzt die Beschwerden besser beschreiben zu können, Ärztinnen und Ärzte werden Krankheiten präsentiert, die sie vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatten. Vor allem bei seltenen Erkrankungen kann das wertvolle Zeit sparen.

Tausende bekannte und 400 seltene Krankheiten in der Datenbank

191127_Ada Workplace_02.jpgRund 50 medizinische Experten arbeiten daran, die KI-Technologie mit wissenschaftlichen Daten zu allen bekannten Krankheitsbildern zu füttern. Ada kooperiert dafür mit verschiedenen Organisationen weltweit. Rund 6.000 unterschiedliche seltene Erkrankungen sind laut WHO weltweit bekannt. Als seltene Erkrankungen gelten in der EU jene, an der nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen leiden, wie die Amyloid-Neuropathie oder das Zollinger-Ellison-Syndrom. Dennoch leben laut Bundesgesundheitsministerium zufolge allein in Deutschland etwa vier Millionen Menschen damit. Für Ärztinnen und Ärzte eine große Herausforderung. Sie müssen anhand von scheinbar zusammenhanglosen Symptomen eine Diagnose stellen.

"Allgemeinmediziner können zum einen nicht alle seltenen Erkrankungen kennen, zum anderen müssen sie zuerst die häufigsten Krankheitsursachen für eine Symptomatik überprüfen, denn diese sind ja am wahrscheinlichsten. Deshalb – und weil die Zeit mit den Patienten begrenzt ist – werden seltene Erkrankungen häufig nicht direkt als mögliche Ursache in Betracht gezogen." Vanessa Lemarié, SVP Life Sciences & Rare Disease

PatientInnen warten durchschnittlich zwischen 5 und 8 Jahren auf die richtige Diagnose und suchen bis zu 8 unterschiedliche Ärzte auf, bevor sie die richtige Therapie beginnen können. Damit verstreicht wertvolle Zeit, die die Lebenserwartung erheblich verkürzen kann. Manche PatientInnen bekommen sogar nie eine Diagnose.

"Mit Hilfe künstlicher Intelligenz kann bei entsprechender Symptomkonstellation früh der Verdacht auf das Vorliegen einer seltenen Erkrankung geweckt werden. Dadurch kann die Überweisung zu einem auf seltene Erkrankungen spezialisierten Zentrum und somit letztendlich auch die ärztliche Diagnose beschleunigt werden." Vanessa Lemarié, SVP Life Sciences & Rare Disease