Herzchirurgische Versorgung in Deutschland hervorragend

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie stellt anlässlich des Deutschen Herzberichtes 2019 Zahlen zur Herzmedizin in Deutschland und Entwicklungen des herzchirurgischen Fachgebiets vor.

Deutscher Herzbericht 2019 veröffentlicht

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie hat kürzlich den 31. Deutschen Herzbericht vorgestellt, der Zahlen aus der Herzmedizin in Deutschland und Entwicklungen des herzchirurgischen Fachgebiets aus dem gesamten Jahr 2019 enthält.

Laut Prof. Dr. Jan Gummert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), befindet sich die Herzchirurgie in Deutschland auf einem hohen Qualitätsniveau und bietet die bestmögliche und individuelle Versorgung für die PatientInnen. Das geht aus dem 31. Deutschen Herzbericht hervor, der die Versorgung von HerzpatientInnen in Deutschland analysiert hat. 2018 wurden in den Fachabteilungen 98.707 Herzoperationen durchgeführt, 11.147 (11,3%) davon waren Notfälle. Werden auch Herzschrittmacher- und Defibrillator-Eingriffe und Operationen der herznahen Hauptschlagader ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine dazugezählt, sind es sogar 174.902 Eingriffe. 

Alter herzchirurgischer PatientInnen steigt

Die moderne High-Tech-Medizin sowie die Weiterentwicklung innovativer Operationstechniken und -verfahren erlauben eine stetige Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten, auch im Kontext des steigenden Patientenalters, sagt Gummert. Die Alterung der Bevölkerung spiegelt sich bei PatientInnen, die eine Herzoperation benötigen wider. Bei den ab 80-Jährigen stieg die Zahl der Operierten seit 2011 um 3,9% auf 16,7%, bei den 70-bis 80-Jährigen sank sie von 38,2% auf 33%, bei den 50- bis unter 60-Jährigen stiegt sie um 0,5% und bei den 60-bis unter 70-Jährigen um 1,8%. Trotz dieser demographischen Entwicklungen lag die Überlebensrate weiterhin nahezu konstant bei ca. 97%.

Zahl der Herztransplantationen gestiegen

2017 wurden 257 Herzen transplantiert, 2018 waren es 318. Laut der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) wurden im Jahr 2020 bereits insgesamt 278 Herzen postmortal in Deutschland gespendet (Stand November 2020). Allein in Deutschland warten rund 9.000 Menschen auf geeignete Spenderorgane (Herz, Niere, Leber etc.). Die Corona-Pandemie hat bisher keinen bekannten, direkten Auswirkungen auf die Spendebereitschaft in Deutschland.

Auch mechanische Herzunterstützungssysteme sind für schwerkranke HerzpatientInnen bis zur Transplantation eine Option. Mittlerweile sind sie sogar eine dauerhafte Therapiemöglichkeit. Die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme sank von 1.027 im Jahr 2017 auf 942, wobei die Links-/Rechtsherz-Unterstützungssysteme bei 97 Prozent der PatientInnen zum Einsatz kommen (903 LVAD, linksventrikuläres Herzunterstützungssystem/16 BVAD, biventrikuläre Herzunterstützung). Eine untergeordnete Rolle spielen die implantierbaren Kunstherzen („total artificial heart“ TAH/Vollkunstherz) mit einer Zahl von 23 Implantationen.

Koronare Bypass-Versorgung

2018 wurden bundesweit 44.270 (2017: 47.673) isolierte und kombinierte koronare Bypass-Operationen durchgeführt, bei ca. 87% unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Die Koronare Bypass-Operation und Herzklappenchirurgie sowie weitere Eingriffe werden häufig kombiniert (33.999 Bypass-Operationen zzgl. 8.370 Herzklappenoperationen und 1.901 weitere Eingriffe). Darum ist die interdisziplinäre Abstimmung im etablierten Herz-Team obligat unter Einhaltung der nationalen und europäischen Leitlinien: Bei der koronaren 3-Gefäß-Erkrankung und der Hauptstammstenose empfehlen diese eindeutig (IA-Empfehlung) eine koronare Bypass-Operation. Vor allem PatientInnen mit Diabetes mellitus profitieren langfristig von dem herzchirurgischen Eingriff. Signifikante Vorteile haben auch PatientInnen mit einer eingeschränkten LV-Funktion und solche, bei denen vorangegangene Katheterinterventionen (PCI) nicht zu einem stabilen Langzeiterfolg geführt haben.

Etabliertes Herz-Team obligat bei Entscheidungsfindung

Welche Therapie für welche PatientInnen in Frage kommt, muss im interdisziplinären Herz-Team gemäß den nationalen und europäischen Leitlinien abgestimmt werden. Die Anzahl der Herzklappenoperationen steigt im Kontext des Patientenalters, da die Aortenklappenstenose (Verengung der Aortenklappe) und die Mitralklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitralklappe) die häufigsten erworbenen, altersbedingten Herzklappenerkrankungen sind. Insgesamt wurden 2018 bundesweit 34.915 (2017: 34.394) Herzklappeneingriffe vorgenommen. Auf Platz eins der operationsbedürftigen Herzklappenerkrankungen steht die Aortenklappenstenose mit 9.829 konventionellen Aortenklappenoperationen (2017: 10.556). Beim Ersatz der Aortenklappe wird zu 90 Prozent eine biologische und zu 10 Prozent eine mechanische Prothese implantiert, da eine gute Haltbarkeit der biologischen Prothesen im Kontext mit dem zumeist hohen bzw. noch zu erwartendem Lebensalter der PatientInnen nachgewiesen ist. Die Altersgruppe der 70-bis 80-Jährigen PatientInnen stellt mit 38,3 Prozent die größte Altersgruppe dar; gefolgt von den 60- bis 70-Jährigen mit 32,2 Prozent.

Die zweithäufigste konventionell chirurgisch behandelte Herzklappenerkrankung ist mit 6.222 herzchirurgischen Eingriffen im Jahr 2018 die Mitralklappeninsuffizienz (2017: 6.311). Die Mitralklappen-Rekonstruktion gilt als Gold-Standard. Für bestimmte Herzklappentherapien (TAVI, MitraClip), die von Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam durchgeführt werden, muss die "Richtlinie minimalinvasive Herzklappeninterventionen" des Gemeinsamen Bundesausschusses (2015) obligat eingehalten werden.

Quelle: https://www.herzstiftung.de/e-paper/#0