Langfristiger Effekt körperlicher Aktivität auf Parkinson-Verlauf

Sich nach Erkrankungsbeginn weiterhin regelmäßig zu bewegen, könnte für einen besseren Verlauf noch entscheidender sein als das Aktivitätsniveau vor der Diagnose, so eine aktuelle Studie.

Bereits 4 Stunden Sport pro Woche können Erkrankungsprogress verzögern

Körperliche Aktivität über die Lebensspanne hinweg gilt bekanntermaßen als protektiv gegenüber einer Vielzahl chronischer Erkrankungen und senkt auch das Parkinson-Risiko. Doch ist jemand einmal an Parkinson erkrankt, ist es nicht zu spät, damit zu beginnen – ganz im Gegenteil! Zu diesem Ergebnis gelangten Forscher der Universität Kyoto unter Verwendung von Daten aus der internationalen 'Parkinson Progression Markers Initiative'-Studie, die zahlreiche klinische Parameter umfassend und longitudinal betrachtete.1,2

"Wir glauben, dass unser Ergebnis das Potenzial hat, die Einstellung von Ärzten zur Trainingsempfehlung bei Patienten mit Parkinson zu ändern."

In ihrer Untersuchung von 237 Parkinsonpatienten im Frühstadium (56–70 Jahre, 69% Männer) stellten sie fest, dass ein besseres allgemeines körperliches Aktivitätsniveau signifikant mit einem langsameren Rückgang von motorischen und kognitiven Parametern sowie Aktivitäten des täglichen Lebens (ADLs) einherging. Mäßige bis starke körperliche Betätigung war insbesondere mit einer langsameren Verschlechterung der Haltungs- und Gangstabilität assoziiert und arbeitsbezogene Aktivitäten waren in erster Linie mit einem langsameren Abbau der Verarbeitungsgeschwindigkeit verbunden.

Regelmäßige Bewegung und mittelstarkes bis intensives Training zum Ausgangszeitpunkt hatten dagegen keinen deutlich messbaren Effekt auf den anschließenden klinischen Verlauf, allerdings betrug der Nachbeobachtungszeitraum hierfür nur 5 Jahre. 

Aus früheren Arbeiten ist schon länger bekannt, dass Sport die motorische Funktion verbessert und dass bestimmte Arten von Training, wie Tanzen, das Gleichgewicht und die Gehfähigkeit bei Parkinsonpatienten besonders unterstützen. Doch bislang existierten keine Daten dazu, wie sich das Weiterführen solcher körperlichen Aktivitäten bei bereits Erkrankten langfristig auf den Verlauf auswirkt, so die Autoren. Sie schließen: "[...] Die vorliegende Studie könnte als Leitfaden für künftige randomisierte kontrollierte Studien dienen, in denen ein größerer Schwerpunkt auf das Beibehalten von Bewegung bei Patienten mit Parkinson gelegt wird."1,2

Referenzen:
1. Tsukita, K., Sakamaki-Tsukita, H. & Takahashi, R. Long-term Effect of Regular Physical Activity and Exercise Habits in Patients With Early Parkinson Disease. Neurology (2021) doi:10.1212/WNL.0000000000013218.
2.
Parkinson Disease Outcomes Improve With Regular Physical Activity and Exercise. Neurology Advisor (2022).