Was hat die Radiologie mit der Weltmeisterschaft in Katar zu tun?

Auf den ersten Blick mag man Radiologie und die Fußballweltmeisterschaft nicht in Verbindung miteinander bringen, doch beides hat mehr miteinander gemeinsam, als man zunächst denkt.

Hohes Verletzungsrisiko bei Profifußballern 

Der moderne Fußball ist ein athletischer und schneller Sport geworden. Die Laufgeschwindigkeit von Fußballspielern bei Sprints liegt bei ca. 35 km/h und ist somit mit der Leichtathletik vergleichbar. Zudem ist der Sport im Zweikampf sehr körperbetont und im Profifußballbereich herrscht eine hohe Anzahl an Spielen pro Saison. Starke körperliche Belastungen spielen eine große Rolle bei Verletzungen. All diese Faktoren führen dazu, dass die Zahl der Verletzungen zugenommen hat. 

In der deutschen Bundesliga, bei einem Kader von 25 Spielern, treten pro Jahr circa 50 Verletzungen in der Saison auf. Das bedeutet, in einem Profifußballverein werden im Schnitt zwei Verletzungen pro Spieler je Saison erwartet. Muskel- und Sehnenverletzungen sind dabei mit weitem Abstand am häufigsten im Bereich des Profifußballs. Die UEFA analysiert die Verletzungen jedes Jahr europaweit, wobei über die letzten zwanzig Jahre eine besorgniserregende Zunahme der Muskel- und Sehnenverletzungen beobachtet wird. Die Ergebnisse werden jedes Jahr in einem umfangreichen Bericht von der "Injury Study Group" unter der Leitung von Prof. Jan Eckstrand aus Schweden zusammengefasst.1

Der Einsatz der Radiologie während der Fußballweltmeisterschaft 

Je nach Verletzung spielt die Bildgebung eine sehr relevante Rolle bei der Diagnostik – etwa der von Muskelverletzungen. Heutzutage ist es Routine, Fußballer mit Muskelverletzungen einer Kernspin-Untersuchung zu unterziehen, um zum Beispiel zu sehen, wie ausgedehnt und groß die Verletzung ist oder welche Strukturen betroffen sind. Durch die Bildgebung können wir sehen, ob es nur ein Faserriss oder ein Muskelbündelriss vorliegt. Oder ob es sich um eine myofasziale Verletzung, also eine Verletzung der Muskelhülle mit Muskel, handelt, ist vielleicht sogar die Sehne beteiligt? All diese Verletzungen bedingen unterschiedliche Ausfallzeiten und deswegen müssen diese genau klassifiziert werden. Danach kann man, natürlich unter Einbeziehung der klinischen Befunde, abschätzen, wann der Spieler wieder eingesetzt werden kann.2 Hierfür werden verschiedene Klassifikationssysteme benutzt, wie das "Munich Consensus System", oder das "British Athletics System".3

Bildgebende Verfahren mittlerweile unverzichtbar bei Sportverletzungen

Nach Wiederkehr zum Trainingslager bekommen die Fußballer regelmäßig Follow-up MRT-Untersuchungen, um ein exaktes Bild vom Heilungsverlauf zu haben und um vorherzusagen, ob der Spieler sicher in den Wettkampf zurückkehren kann. Was auf alle Fälle vermieden werden muss, sind Re-Verletzungen an der gleichen Stelle. Davor haben alle Spieler Angst.

Die bildgebende Diagnostik und damit auch Radiologinnen und Radiologen spielen im modernen Sport eine zunehmend wichtige, sogar unverzichtbare Rolle. Es passieren ständig kleinere Verletzungen oder Überlastungsreaktionen, und die Tendenz geht dahin, dass die Magnetresonanztomographie zum Goldstandard wird.

 

Mehr Informationen rund um das Thema Bewegung finden Sie auf der Seite des SMHS. 

Der Sports, Medicine and Health Summit ist ein interdisziplinäres Fortbildungsforum für Sport, Medizin und Gesundheit. Vom 22. - 24. Juni 2023 treffen sich nationale und internationale Vertreter und Vertreterinnen aus Medizin, Sport und Gesundheit, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu präsentieren.

Quellen:
  1. https://www.uefa.com/MultimediaFiles/Download/uefaorg/Medical/02/61/67/86/2616786_DOWNLOAD.pdf
  2. J. Ekstrand, J.C. Healy, M. Walden, J. Lee, B. English, M. Hagglund Hamstring muscle injuries in professional football: the correlation of MRI findings with return to play Br J Sports Med, 46 (2012), pp. 112-117
  3. B. Hamilton et al, Time for a paradigm shift in the classification of muscle injuries, Journal of Sport and Health Science 2017