Hoher Blutdruck bei Frauen: oft versteckt hinter der Menopause

Ab dem 50. Lebensjahr steigt der systolische Blutdruck bei Frauen stark an. Jedoch werden Symptome des Bluthochdrucks häufig für Anzeichen der Menopause gehalten.

Wie unterscheidet sich Bluthochdruck bei Männern und Frauen? 

Bis zum 50. Lebensjahr haben Männer im Allgemeinen einen höheren Blutdruck als Frauen. danach jedoch steigt der systolische Blutdruck bei Frauen stärker an als bei Männern.1,2  Der Abbau des blutdrucksenkenden Östrogens mit Beginn der Wechseljahre ist die Hauptursache des Blutdruckanstiegs.2 Häufig werden die Symptome der Hypertonie bei Frauen fälschlicherweise der Menopause zugeschrieben.1

"Darunter fallen beispielsweise nächtliches Schwitzen, Schlafstörungen, Atemnot, Brustschmerzen sowie Flüssigkeitsansammlungen – all diese Anzeichen können sowohl beim Übergang in die Wechseljahre als auch beim Anstieg des Blutdrucks auftreten."1  

– Prof. Dr. Angela Maas (Niederlande)

Bestimmte Gruppe an Frauen haben besonderes Risiko für frühzeitige Hypertonie 

Bluthochdruck in der Schwangerschaft steigert das Risiko, später bereits in frühen Jahren eine Hypertonie zu entwickeln. Bei rund 15% der Frauen kommt es in der Schwangerschaft zu Bluthochdruck – bei 3 bis 5% zu schwerer Hypertonie, die zu Präeklampsie oder dem HELLP-Syndrom führen kann. 

Nach einer Präeklampsie entwickeln knapp 40% der Frauen Bluthochdruck. Häufig weisen sie eine familiäre Vorgeschichte in Bezug auf Hypertonie auf, was die Einstufung als Hochrisikopatientin zur Folge hat. 

Führt man bei diesen Betroffenen einen Koronararterien-Kalzium-Score durch, hat etwa ein Drittel im Alter von 50 Jahren bereits positive Kalziumwerte und weist damit Anzeichen einer frühen Gefäßalterung auf.

Auswirkungen der Hypertonie: Endorganschäden häufiger bei Frauen

Bezüglich der langfristigen Auswirkungen von zu hohem Blutdruck zeigt sich ebenso ein Unterschied zwischen Männern und Frauen: Es scheint, als sei der Schweregrad von Endorganschäden bei Frauen stärker ausgeprägt. Hierunter fallen beispielsweise Nierenschäden, zerebrale Gefäßerkrankungen, aber auch HFpEF – ein aktuell relevantes Thema in der Kardiologie. 

Daraus ergab sich auch die Diskussion, ob normale Blutdruckwerte bei Frauen niedriger sein sollten als bei Männern.1 Momentan werden die Blutdruckgrenzwerte in den Leitlinien für beide Geschlechter gleich definiert.2 

So oder so: Damit die Hypertonie erkannt wird, sollten Frauen ab dem 45. Lebensjahr den Blutdruck regelmäßig beim behandelnden Hausarzt kontrollieren lassen.2

Unterschiedliche Therapie bei Männern und Frauen?

Bisher gibt es keine generalisierenden Hinweise darauf, dass die Therapie von Bluthochdruck bei Männern und Frauen unterschiedlich ausfallen sollte.1 Jedoch ist anzumerken, dass Frauen bislang nur unzureichend – wenn überhaupt – in klinische Studien einbezogen werden.2 Demnach ist es wichtig, jeden Patient und jede Patientin individuell zu betrachten und zu behandeln. 

Wird der hohe Blutdruck zum Beispiel von Herzklopfen und Tachykardie begleitet, sind eher Betablocker indiziert. Tritt Flüssigkeitsretention auf oder verläuft die Hypertonie symptomfrei, ist möglicherweise ein ARB (Angiotensin-II-Rezeptorblocker) oder Diuretikum die beste Wahl zu Beginn der Behandlung. 

Bei Frauen kann es teilweise besser sein, wenige Mittel in niedriger Dosierung anstatt ein Mittel in hoher Dosierung zu verabreichen. So können Nebenwirkungen vermieden werden, die sich geschlechtsspezifisch unterschiedlich äußern.1,2 

Referenzen:

  1. ESC TV Today: Episode 11: Anong the topics: Artificial intelligence in cardiology - Hypertension and anti-hypertensive therapy in women, Online abgerufen am 14.03.2023 unter: https://esc365.escardio.org/event/907?_eid=0035700002Bq7QDAAZ&utm_medium=Email&utm_source&utm_campaign=ESC%20-%20Other%20-%20Episode%2011%20Live%20All%20-%2009%20March%202023
  2. https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/bluthochdruck/frauen-bluthochdruck#:~:text=Mit%20zunehmendem%20Lebensalter%2C%20insbesondere%20nach,nach%20der%20Menopause%20eine%20Hypertonie.